Fujinaga Yasuyuki Sensei

Fujinaga Sensei war Instructor der Japan Karate Association (JKA) in Österreich. Ihm verdanke ich sehr viel von meinem heutigen Wissen über das Shotokan-Karate. Fujinaga Sensei ist am 1. August 1995 nach einem schweren Krebsleiden verstorben.

Fujinaga Sensei war der erste japanische Lehrer bei dem ich lernen durfte. Seine Lehrgänge waren immer ein Quell des Wissens. Es verging keine Trainingseinheit, in der er nicht den Bezug zwischen Etikette, Tradition und Technik herstellte. Ein Vorbild an Bescheidenheit – so wie man sich einen wahren Meister vorstellt.

Fujinaga Sensei 5. Dan, ehemaliger österreichischer Bundestrainer

Ich erinnere mich noch gut an seine Trainingseinheiten. Immer und immer wieder wurden die einfachsten Bewegungen wiederholt und geübt und immer wieder zeigte uns Fujinaga Sensei Fehler und Schwächen der Technik auf. Es wurde geübt bis zum Umfallen und Fujinaga Sensei forderte viel! Hundert Wiederholungen einer Technik waren keine Seltenheit. Bei einem Instructor-Training ließ uns Fujinaga Sensei beispielsweise die Technik Gyaku-Zuki üben. Zwei Stunden nichts als Gyaku-Zuki und auch dies reichte nicht, um den Meister vollends zufrieden zu stellen, immer noch fand er Schwachstellen in der Ausführung der Technik.

Fujinaga Sensei war ein Perfektionist, der aber trotz aller Genauigkeit dennoch in der Lage war, selbst das anstrengendste Training interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Er war auch neben Tanaka Sensei der einzigste Japaner, den ich je bei einem Training habe persönlich die Erwärmung übernehmen sehen – und ich muss sagen bei Fujinaga Sensei war allein schon die Aufwärmung das Kommen wert. Um die vielen Anregungen und Informationen, die ich aus den wenigen Übungseinheiten bei ihm mitgenommen habe, wiederzugeben, bräuchte ich wohl schon ein halbes Buch…

Bei keinem anderen Lehrer habe ich erlebt, dass er erklärt hat, wie man beispielsweise den Gürtel richtig trägt und warum man ihn so trägt. Einmal kamen einige Schwarzgurte zu spät zum Training und stürmten nach vorn, um sich in die Gruppe einzureihen. Fujinaga Sensei bemerkte dies und unterbrach sofort sein Training. Er erklärte, dass auch ein Dan-Träger nichts Besonderes sei. Wenn man zu spät zum Training käme, hätte man kein Recht sich vorn hin zu stellen. Man habe dann hinten, ganz am Ende der Gruppe, Aufstellung zu nehmen.

Oder als Fujinaga Sensei gefragt wurde, ob er nicht Gojushio Dai mit den anwesenden Trainingsteilnehmer üben könne, antwortete er, dass ihm diese Kata zu hoch sei und man doch besser zunächst die einfachen Kata meistern solle.

Die wohl meiste Zeit im Training verging bei Fujinaga Sensei immer am Anfang bei der Aufstellung. Hier legte er großen Wert darauf, dass jeder einzelne exakt ausgerichtet in der Reihe stand – und wenn dies mehrere Minuten dauern sollte. Er meinte, nur wenn Ordnung herrscht, könne man auch gut unterrichten und vor allem etwas lernen.

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