Fauststoß

„Yoi!“ – das Kommando des Trainers schallt durch die Halle. „Linke Faust vor, Chudan Choku Zuki!“ Und schon denken die ersten ‚Immer wieder das Gleiche, schon wieder Fauststoß. Den kann ich doch schon längst!‘

Diese und ähnliche Äußerungen bekommt man als Trainer leider sehr sehr oft zu hören. Dabei sollten sich die Betreffenden einmal fragen, ob sie den Fauststoß denn schon nach so kurzer Zeit des Übens auch wirklich können? – Schon nach so kurzer Zeit von nur einem Jahr Training?

Es sollte ihnen vielleicht zu denken geben, daß selbst Schwarzgurte noch immer an ihrem Fauststoß arbeiten, Leute die schon seit 10, 20 Jahren oder mehr Karate ausüben.

Ein wichtiges Argument für das Üben des Fauststoßes:

Der Fauststoß Choku Zuki (einfacher Fauststoß im Stand) vereint alle wesentlichen Merkmale der Karatetechniken in sich. Von ihm lassen sich sämtliche Techniken ableiten, Analogien bilden – kurz er ist das Grundprinzip, daß man niemals vergessen darf.

So lernt man beispielsweise etwas für die Kampfkunst Karate sehr Wichtiges: Das richtige Ballen der Faust. Wird die Faust falsch geballt (z.B. Daumen innen), so kann dies zu schweren Verletzungen der Hand führen (in diesem Fall besteht die Gefahr, daß der Daumen bricht). Ebenso verhält es sich, wenn die Faust zu locker ist, nicht fest ist. Hier kann man sich beim Auftreffen der Faust dieselbe schwer prellen.

Ferner kann man durch das Üben des Fauststoßes das Drehen des Unterarmes bzw. der Faust. Diese Unterarmdrehung ist für sämtliche Handtechniken von grundlegender Wichtigkeit. Ganz gleich ob man eine Abwehr (z.B. Soto Uke oder Age Uke) ausführt oder eine Angriffstechnik wie Shuto Uchi oder Uraken Uchi – ihnen allen ist die Unterarmdrehung gemeinsam, durch die die Technik erst ihre Wirkung voll entfalten kann.

Nicht zuletzt wird durch den Fauststoß als fundamentale Karatetechnik das Prinzip des Hiki-te (Zurückziehen der Faust bei der Technik also die Gegentechnik) gelernt. Hiki-te ist genauso wie die Unterarmdrehung jeder Handtechnik gemeinsam und daher sehr wichtig. Auch hier gibt es Grundprinzipien die man dadurch erlernen soll. Eine davon ist folgende: „Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist die gerade Linie. Schlage daher gerade.“ Oder: „Die Schnelligkeit der vorgehenden Faust bestimmt die zurückgehende Faust.“ Weiter: „Der Ellbogen muß immer am Körper schleifen.“

Als nächstes dient die Fauststoß als relativ einfache Grundtechnik auch dazu, die korrekte Endspannung (Kime-Punkt) der Technik zu üben und zu finden. Dabei muß man lernen nicht nur die Muskeln des Armes anzuspannen, sondern die des gesamten Körpers einzusetzen – also im wahrsten Sinne des Wortes: im Endpunkt müssen alle Muskeln – vom Kopf bis zu den Zehen – angespannt werden, wobei die Spannung jedoch sofort wieder abgebaut werden muß, da ansonsten darauf folgende Techniken zu langsam kommen würden.

Zusammen mit dem Fausstoß wird auch die für alle Karate-Techniken sehr wichtige Grundspannung und Körperhaltung sowie die Fortbewegung in der Stellung Zenkutsu Dachi geübt. Dies ist sicherlich die einfachste Art, um dies zu üben, da man dabei nicht nur den Fauststoß selbst sondern eben auch Zenkutsu Dachi und den Schritt trainieren kann.

Man kann daher aus den vorgenannten Gründen den Fauststoß nicht oft genug üben. Deshalb habe ich hier einige Bilder eingebracht, die euch helfen sollen, den Fauststoß besser zu lernen.

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