Kihon Gohon Kumite

Im Karate-Do gibt es verschiedene Formen des Partnertrainings. Man nennt sie Kumite. Sinn und Zweck des Kumite ist es nun nicht etwa, dem Partner zu zeigen, wie stark man ist, sondern vielmehr Verantwortungsgefühl dem Partner gegenüber zu entwickeln und vor allem das richtige Feeling für die einzelnen Techniken zu erlernen.

Dies bedeutet, daß man sich bei der Ausübung des folgende Fragen beantworten sollte: Stehe ich korrekt? Habe ich einen festen Stand? Ist der Abstand zum Partner richtig? Ist die Technik richtig ausgeführt worden? Stimmt mein Timing? Wenn man all diese Fragen positiv beantworten kann, so ist schon viel gewonnen und man sollte sich nun eingehendst mit dem Kumite befassen, damit die einmal erworbenen Grundlagen nicht gleich wieder verloren gehen.

Zum Kumite gehört eine gewisse Etikette, die man beachten muß. So verneigt man sich zu Beginn und am Ende der Übung vor dem Partner (nicht aber nach jeder Teilübung). Wichtig dabei ist, daß der Angreifer stets das rechte Bein (also völlig normal) nach außen zu Hachiji Dachi (Shizentai) wegsetzt („Yoi“), während der Verteidiger das linke Bein wegsetzt. Dadurch wird erreicht, daß beide Partner voreinander und nicht seitlich versetzt nebeneinander stehen und dann sozusagen ihre Techniken aneinander vorbei ausführen würden.

Heute wollen wir mit einer der grundlegenden Formen beginnen: Dem Kihon Gohon Kumite (Gohon = Fünfmal). Wie der Name schon sagt, wird beim Kihon Gohon Kumite fünfmal angegriffen und abgewehrt. Angreifer und Verteidiger machen genau fünf Schritte.

Gohoh Kumite Jodan

1 2 3
4 5 6
7

Gohon Kumite Chudan

1 2 3
4 5 6
7

Der Angreifer geht aus Shizentai heraus mit dem rechten Bein zurück zu Zenkutsu Dachi und führt gleichzeitig mit dem linken Arm Gedan Barai aus (Kamae-te). Dann sagt er laut die Angriffsstufe an (Jodan = Kopf, Chudan = Brust und Bauch, Gedan = Gürtelhöhe). Der Verteidiger sagt zum Zeichen dafür, daß er die Angriffsstufe klar und deutlich verstanden hat, „Oss“. Dies sollte für den Angreifer zugleich auch das Zeichen dafür sein, daß er nun beginnen kann.

Der Angreifer geht nun fünfmal (beginnend mit rechts) mit Oi Zuki vor; die fünfte Technik wird mit Kiai ausgeführt, während der Verteidiger entsprechend fünf Schritte (rechtes Bein zuerst zurück, links erste Abwehrtechnik) zurück geht (den Rhythmus des Vorgehens bestimmt stets der Angreifer). Dabei sollte die Zielregion durch den Angreifer unbedingt beachtet werden, d.h. nicht dem Partner zuliebe einfach vorbeischlagen. (Dies ist besonders häufig im Jodan-Bereich zu beobachten.) Damit ist weder einem selbst, noch dem Partner geholfen, denn ich lerne dadurch nicht den richtigen Angriff, der Verteidiger entsprechend nicht die richtige Abwehr.

Nach der fünften Abwehr führt der Verteidiger Gyaku Zuki mit Kiai aus. (Der Angreifer muß seinen Arm stehen lassen.) Anschließend richten sich beide gleichzeitig auf, wobei sich der Verteidiger nach vorn (Richtung Gyaku Zuki) und der Angreifer nach hinten aufrichtet. Nun werden die Rollen getauscht und derjenige, der soeben Verteidiger war, wird zum Angreifer und nimmt eine linke Gedan-Position ein.

Sehr wichtig ist auch, daß die Techniken nicht überhastet, sondern ruhig ausgeführt werden. Nicht derjenige ist der bessere, der zuerst fertig ist. Kihon (Grundschule) bedeutet sauber und korrekt arbeiten. Daher die Sache lieber etwas ruhiger angehen, dafür aber sauber! Immer daran denken, daß Kumite eine Partnerübung ist. Wenn man merkt, daß der Partner nicht ganz so tief stehen kann, kleinere Schritte macht, oder langsamer ist, so muß sich der andere ein wenig zurückhalten. Niemals gegeneinander sondern immer miteinander arbeiten! Auch ein exellenter Tänzer kann mit einer schlechten Partnerin keine gute Figur abgeben.

Allgemein sagt der Lehrer immer wieder: „Angreifer – Fuß innen! Knie an Knie stehen!“ Dies sind Hilfestellungen zur Selbstkontrolle, die der Lehrer bietet. Wenn der Angreifer richtig vorgeht („Halbmondschritt“), so steht er automatisch innen. Wenn die Knie richtig vorgeschoben werden und man „Knie an Knie“ steht, hat man, ohne sich später korrigieren zu müssen, den richtigen Abstand für Gyaku Zuki bzw. für Oi Zuki, d.h. der Gegenangriff kann ohne eine Korrektur der Fußstellung vorgenommen werden; auch wird vermieden, daß Schulter oder Oberkörper in den Gegenangriff hineingenommen werden und dadurch die Technik schlecht wird. Korrekt und sauber arbeiten heißt die Devise!

Wichtige Punkte

1 2 3

Abb.1: Das „Überziehen der Abwehr“. Der Abwehrende Arm befindet sich nicht mehr auf einer Linie mit Hüfte und Schulter. Dadurch wird die Abwehr schwach.

Abb.2 und 3: Richtig: Hüfte, Schulter und abwehrender Arm befinden sich auf einer Linie (Bild 3). Durch das Abdrehen der Hüfte, trifft der Fauststoß nicht.

Besonderes Augenmerk gilt auch der Hüftstellung. Bei Abwehrtechniken muß diese stets abgedreht sein, bei Angriffstechniken eingedreht. Dies muß insbesondere bei Gyaku Zuki beachtet werden.

Ein besonders bei Soto Uke häufig zu beobachtender Fehler ist das „Überziehen der Abwehr“. Dabei will der Verteidiger auf Nummer sicher gehen und wehrt so weit ab, daß sein Abwehrarm keinesfalls mehr mit der Körperseite abschließt, sondern bis weit vor den Körper gezogen wird. Trotzdem gilt es bei Soto Uke diese Abwehrtechnik besonders sorgfältig auszuführen, da ansonsten der Arm des Angreifers für die Ausführung des Gyaku Zuki im Wege ist. Durch das richtige Drehen des Unterarms im letzten Moment vor dem Endpunkt der Technik wird erreicht, daß sich der gegnerische Arm so weit von der Linie unseres Gegenangriffs wegbewegt, daß man unter dem Arm des Angreifers hindurch den Konter ausführen kann.

Abwandlungen

Jodan Chudan

Neben der hier beschriebenen Grundform des Kihon Gohon Kumite kann man es auch noch seitenverkehrt ausführen. Dabei geht der Verteidiger statt mit dem rechten Bein zuerst mit dem linken Bein zurück und wehrt entsprechend zuerst mit rechts ab. Dies bedeutet, daß der Verteidiger nicht wie in der oben beschrieben Form außen, sondern innen steht. Dadurch wird erreicht, daß sich die Koordinationsfähigkeit und auch die Standfestigkeit erhöht, da so alle Möglichkeiten der Abwehr geschult werden. Außerdem werdet ihr bemerken, daß das Gefühl für die Technik selbst ein ganz anderes ist.An dieser Stelle möchte ich mich bei den beiden Karateka der Elsterwerdaer Trainingsgruppe bedanken, die sich bereitwillig für diese Aufnahmen zur Verfügung stellten.

Marco Keßler (links) ist 13 Jahre alt und Träger des 7.Kyu. Er trainiert seit 2 Jahren.Stefan Schräpel (rechts) ist 12 Jahre alt. Er trainiert seit einem halben Jahr und hat im Mai die Prüfung zum 9. Kyu bestanden.

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