Bushido

Bu Shi Do Kalligraphie - Der Weg des KriegersUnser Verein trägt den Namen Bushi-Do. Was dies heißt und bedeutet möchte ich Euch heute näher bringen.

Der Begriff Bushido ist untrennbar mit den Samurai – Euch allen aus zahlreichen Filmen und Erzählungen bestens bekannt – verbunden. Doch was wissen wir eigentlich wirklich über Sie?

Zunächst ein kleiner historischer Abriss.

Die Ursprünge der Samurai (= die Aufwartenden) lassen sich auf das im Jahre 792 eingeführte System der Kondei (= tapfere Söhne) zurückverfolgen, die vor allem in den Provinzen Schutzaufgaben übernahmen. Sie waren beritten, trugen Rüstungen und benutzten Bogen und Schwert.

Im Mittelalter war das Land der aufgehenden Sonne ebenso wie das Deutsche Reich in zahlreiche kleine Fürstentümer zersplittert. Die Daimyo (Gebietslehensfürst) führten untereinander beständig Kriege, bestrebt ihre eigene Machtposition auszubauen. Dies währte so, bis es dem Fürsten Tokugawa Ieyasu im Jahre 1600 in der berühmten Schlacht von Sekigahara gelang, die Ashikaga zu besiegen.

Fürst Ieyasu wurde zum Shogun (= oberster Kriegsherr) gewählt und erlangte damit eine ungeheure Machtfülle in seinen Händen. Er sicherte seiner Familie die Erblichkeit des Shogun-Titels und schränkte damit die Macht des Tenno (= Kaiser), der nominell Staatsoberhaupt blieb, weitgehend ein.

Mit seiner Machtübernahme begann eine Periode der Stabilität und des Friedens, die bis zur Öffnung Japans nach außen und der Restauration der kaiserlichen Herrschaft (1868) andauerte.

Samurai in voll Rüstung - historische ZeichnungAb Mitte des zwölften Jahrhunderts begann die herrschende Kriegerschicht (die Armee hatte sich gegen den Kaiser erhoben und die Bildung des ersten Shogunats eingeleitet) das Ideal herauszubilden, das später den eigentlichen Samurai ausmachte.

Durch die Auflösung der Armeen der einzelnen Daimyo verloren viele Samurai ihren Herrn. Sie zogen rastlos durch das Land, ihrem Stand nach Privilegierte, doch völlig mittellos. Während die bei den Clans verbliebenen Samurai praktisch Beamtenpositionen ausfüllten, waren die Ronin (= wie die Wellen Wandernde; herrenloser Samurai) ein nur schwer zu lösendes soziales Problem. Die Tüchtigen unter ihnen gründeten Schwertkampfschulen, in denen sie ihre Techniken überlieferten. Diese Wandlung des Samurai-Standes änderte jedoch nichts an seinem Beharren auf dem Kriegerideal. Im Gegenteil – gerade in der Friedenszeit des 17. und 18. Jahrhunderts wurde das Samurai-Ethos erst kodifiziert.

Mit Ausgang des letzten Jahrhunderts verschwanden die Samurai, doch ihre Moralvorstellung, welche noch heute von vielen Japanern als beispielhaft angesehen wird, blieb.

Bushido, der Ehrenkodex der Samurai, umfasst fünf Hauptforderungen, die sich wiederum in Unterpunkte aufgliedern: Erstens die Treue (zum Herrscher; Liebe zur Heimat und zu den Eltern sowie Anhänglichkeit gegenüber den Brüdern;Fleiß), Zweitens die Höflichkeit (Ehrerbietung und Liebe (gegenüber den Älteren);Bescheidenheit;gute Umgangsformen), Drittens die Mannhaftigkeit (Tapferkeit; Härte und Kaltblütigkeit; Geduld und Ausdauer; Schlagfertigkeit), Viertens Wahrheitsliebe (Offenheit und Aufrichtigkeit, Ehrgefühl,Gerechtigkeit) und FünftensEinfachheit (Bescheidenheit und Reinheit).

Kampf bestimmte das Leben des Samurai; er konnte dem Tod ins Gesicht sehen wie jedem anderen alltäglichen Ereignis. Das Ideal, mit dem Schwert zu leben oder durch das Schwert zu sterben, spiegelte sich wider im Verhalten des Samurai. Nur wer den Tod wie selbstverständlich hinnahm, in jeder Sekunde seines Lebens bereit war, zu sterben, galt als Meister des Schwertes. Aus dieser Einstellung heraus ist es zu verstehen, daß auch in späteren Zeiten Männer Traditionen dieser Art des Fechtens und des Kämpfens fortführen und selbst heute noch ihr Leben dem Kendo (= Weg des Schwertes) weihen.

Heute kommt bei Wettkämpfen natürlich niemand mehr zu Tode, denn Trefferwirkung ist durch Regeln verboten. Trotzdem darf man niemals vergessen, daß die Kampfkünste keine Spielerei sind. Aus dem Hang zur Selbsterhaltung geboren, wurden die gefährlichsten Kampftechniken geschaffen und so geht es in jedem Kampf um Tod oder Leben. Dies gilt auch für Turniere in unserer heutigen Zeit, denn jede Niederlage ist ein kleiner Tod, und wer tot ist, kann kein Sieger sein.

Kampf - Kämpfende SamuraiMan muss bereit sein, das eigene Leben als unwesentlich zu erachten und die Furcht abzulegen.

Die erste Fertigkeit ist auch die letzte, der Anfänger verhält sich nicht anders als der Meister. Dieses Wissen ist ein geschlossener Kreis. Der Schüler übt mit wildem Eifer von morgens bis abends zahllose Fauststöße, lernt die grimmigsten Kampftechniken, bis schließlich seine Hand zur „Nicht-Hand“ wird, bis sein Wollen ein „Nicht-Wollen“ ist, ein spontanes Ergreifen jeder Situation. Die erste elementarste Lehre ist zugleich die höchste Erkenntnis, und auch zuletzt noch wird der Meister fortfahren, seine einfachen Übungen, sein tägliches Gebet zu verrichten.

Bushido, der Weg des Kriegers, bedeutet Tod, Tod des eigenen, des alten Ichs. Wer sich den Kampfkünsten widmet, muß sein altes Ich vergessen, seine Haltung neu überdenken und sich ständig die Frage vorlegen, ob es der rechte Weg ist, den er beschreiten will.

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