Boxen ist die effektivste Kampfkunst

Was sollen die untauglichen Vergleiche und Diskussionen darüber, welche Kampfkunst, welcher Kämpfer von welchem System besser wäre? Wer wann mit wem hätte, könnte, sollte, wäre und dann?

Mein Oma pflegte bei solchen Dingen immer zu sagen „Hätte der Hund nicht geschissen, hätte er den Hasen gefangen“

Ich denke, dass Boxen effektiv ist.
Ich denke nicht, dass Boxen am effektivsten ist.

Wäre das wirklich so, gäbe es keine anderen Kampfsportarten mehr und derer haben wir doch wohl mehr als genug!

Jede Kampfsportart hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Auch die K1-Kämpfe mögen wohl nicht unbedingt zum Beweis taugen. Wirkliche Größen der traditionellen Kampfkünste haben dort meines Wissens noch nicht mitgekämpft. Der Grund? Angst? Do-Aspekt der Kampfkünste? Ich weiß es nicht und will mir hierzu auch kein Urteil anmaßen.

Ich habe aber schon des öfteren ältere Herren (so um die 60 und älter) im Karate gesehen, die sich unglaublich schnell bewegten, so dass jeder auch noch so schnelle Angriff ins Leere ging. Doch genauso schnell wie sie weg waren, trafen ihre Kontertechniken den Angreifer …

Es gibt wie schon öfter gesagt definitiv keinen effektiven tauglichen Vergleich von System A mit System B.

Was man vergleichen kann sind Kämpfer A und Kämpfer B, wobei man allerdings die Bedingungen zuvor analysieren muss. Wenn beide mit gleichen Ausgangsbedingungen starten dürfen (also keine Regeleinschränkungen), dann kann jeder in seinem Stil kämpfen. Das Ergebnis ist aber kein Beweis dafür, dass System A oder B besser ist, sondern nur das Fighter A oder B in diesem Kampf besser als sein Gegenüber war.
Was ich ausdrücken wollte ist nicht, wie und wo man beweisen kann, dass der eigene Stil besser oder nicht besser ist. Hier ist es mir völlig egal das perfekte Vergleichssystem heißt, ob UFC, K1, MMA, Vale Tudo oder wie auch immer …

Andere Stile zu kennen, von „Beherrschen“ wage ich mal nicht zu reden, denn dazu gehört mit Sicherheit einiges mehr, kann nie von Nachteil sein.

Fakt ist: Jedes System hat in bestimmten Distanzen Vorteile und in bestimmten Distanzen Nachteile. Das gleiche gilt für verschiedene Kampfsituationen.

Fakt ist auch das viele (nicht alle) der „neuen Systeme“ trotz ihrer Komplexität große Defizite aufweisen, weil zwar viele Elemente von hier und dort übernommen wurden, um es „perfekt“ zu machen aber gerade deshalb die Effektivität der einzelnen Technik vernachlässigt wird. Nur selten gelingt es durch die Mischung verschiedener Gerichte wirklich etwas wohlschmeckendes Neues zu kreieren. Meist wird daraus nur ein Mischmasch. Ein bisschen hiervon und ein bisschen davon. Aber ich will hier niemandem zu nahe treten.

Tatsache ist, dass die wenigsten Top-Leute der unterschiedlichen traditionellen Kampfsystem sich nicht an irgendwelchen „Vergleichswettkämpfen“ beteiligen.

Muay Thai, Kickboxen, Boxen, Freefight – um nur einige Disziplinen zu nennen – sind mehrheitlich auf Kampf oder nennen wir es „Vergleichswettkampf“ ausgelegt. Die besten Vertreter dieser Disziplinen finden wir im Ring wieder. Das ist auch gut so.

Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch sehr viele Top-Leute aus anderen, traditionellen Kampfsportarten, die sich an solchen Vergleichswettkämpfen nicht beteiligen, die sogar Wettkämpfe ablehnen, weil sie fürchten den Gegner zu verletzen. Bei den gemessenen Schlagkräften in der Faust von über 1 Tonne (z.B. Kwon Jae Hwa, Taekwondo oder Teruyuki Okazaki, Karate)ein durchaus nachvollziehbares Argument. Ein Tritt zum Kopf kann in 1/30 Sekunde vollständig ausgeführt werden. D.h. Fuß vom Boden zum Kopf und wieder zurück zum Boden. Das ist unglaublich schnell. (Quelle: Aufnahmen einer Hochgeschwindigkeitskamera, Taekwondo, Gen. Choi Hong Hi)

Das sind möglicherweise Ausnahmerscheinungen einzelner Top-Athleten.

Aus der Boxszene, dem Kickboxing, Muay Thai usw. sind aber gerade diese Top-Athleten der Öffentlichkeit Kämpfen bekannt. Weniger bekannt hingegen sind die Fähigkeiten derjenigen, die mit ihren Fertigkeiten nicht an die Öffentlichkeit gehen und sich aus welchen Gründen auch immer nicht für „Vergleichskämpfe“ zur Verfügung stellen wollen.

Jeder Wettkämpfer eines Systems hat seine „Spezialtechnik/en“ und vernachlässigt zugunsten dieser viele andere Elemente seines Stils. Schon von Natur aus kämpft der eine gern auf Distanz, der andere braucht den direkten Kontakt … Das gilt für jedes Kampfsystem!

Insofern führt sich jede Behauptung Stil A sei besser als Stil B selbst ad absurdum. Man kann immer nur einzelne Personen vergleichen aber keine Stile. Denn dazu müsste man zunächst wissen, ob und ggf. inwieweit der einzelne sein System tatsächlich beherrscht und ich wage mal zu behaupten jeder findet auch innerhalb des eigenen Systems in irgendeinem Bereich seinen Meister.

Ein Kampfsystem ist immer nur so gut wie derjenige, der es gerade vertritt.

Wir kennen nun schon Aufzeichnungen, die rund 5000 Jahre in der Geschichte zurückreichen, teilweise auch noch älter sind. Immer haben die Menschen nach einem noch effektiveren Kampfstil gesucht und bisher hat ihn keiner gefunden. Wäre er gefunden, gäbe es keine anderen Kampfmethoden mehr. Eben weil die Menschen sehr unterschiedlich sind – groß, klein, dick, dünn, schnell, langsam, klug, dumm … wird es niemals ein System geben, dass alle Möglichkeiten und Eventualitäten abdecken kann und deshalb auch nicht perfekt im Sinne von universell einsetzbar sein kann.

Stil A und Stil B sind nunmal in Bezug auf die Effektivität nicht vergleichbar. Das wäre genauso als ob ich 10 verschiedenen Leuten unterschiedlicher Herkunft ein Essen vorsetzen würde. 10 unterschiedliche Geschmäcker – 10 unterschiedliche Meinungen über das Essen. Man kann etwas nur dann wirklich vergleichen – und das wird jeder Wissenschaftler bestätigen – wenn die Ausgangsbedingungen gleich sind.

Ausgangsbedingungen in Bezug auf Menschen können niemals gleich sein, da jeder einen anderen Background hat. Jeder Mensch ist in jeder Hinsicht einzigartig. Und so einzigartig wie er ist, sind auch seine Fähigkeiten. Diese haben nichts mit einem bestimmten System oder Stil zu tun. Systeme oder Stile bringen möglicherweise nur die eine oder andere Fertigkeit deutlicher zur Geltung oder prägen sie in besonderem Maße aus. Das ist aber auch schon alles. Damit sind einzelne Personen vergleichbar, aber niemals die von ihnen vertretenen Kampfsysteme.

Vergleichbar ist einzig die Praxistauglichkeit in Bezug auf einfache Erlernbarkeit. Dies beinhaltet aber keine Aussage über die Effektivität.

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