Wird Karate olympisch?

Karate wohl nie olympisch werden weil:

1. Es gibt zu viele Stilrichtungen
2. Innerhalb des Karate gibt es zu gegensätzliche Auffassungen zum Wettkampfsystem.
3. Es gibt zu viele Verbände.
4. Es gibt zu viel Politik.
5. Tradition und Sport lassen sich nicht verbinden.

zu 1.
Man kann unmöglich eine Goju Ryu Kata mit einer Shotokan Kata vergleichen und entsprechend durch qualifizierte Kampfrichter bewerten lassen. Niemand kann sich in allen Stilen gleich gut auskennen.

zu 2.
Die Ansatzpunkte für Shobu Ippon und Shobu Sanbon sind zu unterschiedlich, ebenso die Bewertung der Techniken.

zu 3.
Leider gibt es im Karate so viele verschiedene Weltverbände, die alle für sich beanspruchen, dass wahre Karate zu verteten und am liebsten keinen anderen neben sich dulden, als dass hier wirklich Hoffnung auf eine Einigung zu sehen wäre. Und ständig gründen sich neue Verbände, nur weil der eine mit dem anderen nicht kann – ist doch traurig oder? So etwas gibt es z.B. beim Schwimmen oder Schießen nicht!

zu 4.
Olympia hat heutzutage weniger mit Sport als vielmehr mit Politik zu tun. Nur wer die seine Interessenvertreter an der richtigen Stelle sitzen hat, kann seine Sportart auch olympisch werden lassen.

zu 5.
Bedenkt doch einmal was aus Judo geworden ist, seit es nur noch als Sport betrieben wird! Es ist nur noch ein schwacher Abglanz dessen, was es einmal war…

Es gibt noch viele weitere Gründe, aber das soll erst einmal genügen.

Ein wichtiger Aspekt ist Karate-Do. Sport und Kampfkunst verträgt sich nicht. Man kann nur eines richtig machen. Konsequenterweise geht dabei immer das eine auf Kosten des anderen.

Im Sport geht es um Gewinnen oder Verlieren, wobei Regeln eingehalten werden müssen. In der Kampfkunst geht es letztlich auch um Gewinnen oder Verlieren, aber hier kämpft man nicht gegen andere, sondern einzig und allein gegen sich selbst.

Das unterscheidet Budo von Sport.

Ich möchte nur einmal kurz das Beispiel Kata herausgreifen. Es gibt viele gute Karateka, die auch hervorragende Kata ausführen, aber es nicht zu übersehen, dass die Tendenz immer mehr weg von der Kata zu außergewöhnlichen sportlichen Leistungen geht, wobei die Kata an Inhalt verliert.

Ein sehr hochgraduierter Lehrer sagte kürzlich einmal zu diesem Punkt: Er sei sich sicher, dass man heutzutage einen x-beliebigen Turner nehmen könne. Ihm bringe man die Kata-Bewegungen bei und er würde alle Wettkämpfe gewinnen… Sehr drastisch – aber seien wir doch mal ehrlich: Irgend etwas Wahres ist da leider schon dran. Immer geht es nur um eines: Höher, schneller, weiter! Damit verliert letztlich die Kampfkunst.

Karate ist für den Menschen da, damit er seinem Leben einen Sinn geben kann. Dies trifft bedingt auch auf den Sport zu. Aber Sport kann man nur bis zu einem gewissen Alter erfolgreich betreiben, dann setzt der Körper eine natürliche Grenze. Karate als Kampfkunst kennt keine Grenzen. Man kann sein ganzes Leben üben und wird immer noch wachsen…

Sport hat heute leider fast nichts mehr mit dem Pioniergeist der Anfänge zu tun. Sport ist zu einem Beruf geworden und damit geht leider auch etwas sehr Wichtiges verloren… Ist es noch normal, dass Spitzensportler Millionen verdienen?

Wie dem auch sei – wie wird man eigentlich zum Spitzensportler? Ohne Beziehungen geht leider auch hier nichts und damit sind wir wieder beim leidigen Thema Politik. Jede Art von Politik zerstört den guten Grundgedanken der alle zunächst einte, da Politik immer darauf gerichtet ist, die eigenen Interessen zu durchzusetzen und die Interessen anderer zu stören.

Es wäre daher besser, wenn Karate nicht olympisch würde und darüber hinaus die vielen Verbände doch auf einen Nenner kämen…

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