Oss

Während der Lehrgänge der letzten Jahre, bei denen ich die Möglichkeit hatte für die japanischen Sensei zu übersetzen, fiel mir besonders der hierzulande seltene Gebrauch des Wortes OSS auf. lch möchte versuchen, unseren deutschen Karateka dieses Wort wieder einwenig näher zu bringen.

OSS ist eine phonetische Übertragung, die sich aus zwei verschiedenen Schriftzeichen bildet. Das erste Zeichen „osu“ bedeutet im wörtlichen Sinn „stoßen“ oder „drücken“ und bestimmt die Aussprache des ganzen Wortes. Das zweite Schriftzeichen „shinobu“ hat die Bedeutung von „ertragen“ , „erdulden“ , „erleiden“.

Der Gebrauch des „allmightly-words“ OSS reicht vom alltäglichen Gruß bis hin zur Bedeutung „danke“, „bitte“ oder „ich habe verstanden“ und kann in der Karatewelt fast ständig benutzt werden. In Japan ist es für den Karateka das Wort der Wörter.

Das OSS sollte stimmlich nicht nur mittels der Stimmbänder aus dem westlich-typischen, oberen Drittel des Körpers kommen, sondern – wie alle Energie im Karate aus dem „hara“ (tanden), dem Unterbauch. Ausgeführt mit einer Verbeugung, drückt es Respekt, Sympathie und Vertrauen gegenüber der/dem Anderen aus.

OSS sagt aber auch dem Sensei dass ich seine Anweisung verstanden habe und versuchen werde, sie nachzuvollziehen. (Ein OSS hilft in diesem Falle auch dem Übersetzer, der dann weiß, dass man seinen badischen Dialekt verstanden hat!)

OSS ist andererseits ein Wort, das nur zwischen Menschen gebraucht wird, also keine Anwendung auf Situationen findet. Beim Abgrussritual vor und nach dem Training, dem „ritsu-rei“ gibt es kein OSS, beim Gruß-nach-vorne „shomen-ni-rei“, oder beim Gruß-zum-Sitz-der-Götter „shinzen-ni-rei“, sondern nur eine stiIIe Verbeugung. Erst wenn der Sensei beim „sensei-ni-rei“, oder die Mittrainierenden beim „otagai-ni-rei“ gegrüßt werden, hört man das OSS: einmal als Bitte (für den Versuch, den Weg des Karate gemeinsam beschreiten zu wollen) und als Dank am Ende des Unterrichts.

Schlatt

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