leben oder LEBEN

Meister Yün-men stellte seinen Schülern eine Aufgabe: „Ich frage euch nicht nach den vergangenen fünfzehn Tagen. Sagt mir etwas über die kommenden fünfzehn Tage!“ Da niemand antwortete, gab der Meister selbst die Antwort: „Tag für Tag: Das ist der gute Tag!“

Was sollen wir nun daraus lernen?

Meister Funakoshi hat dereinst zwanzig Dojo-Regeln (Dojo-ni-ju-kun) aufgestellt, die zu beachten er allen seinen Schülern empfahl. Eine davon lautet: Ichi michi issho – Ein Tag – ein Leben. Kurz und knapp will uns der Meister damit sagen, daß wir alles, was wir im Leben tun, ganz, mit innerer Überzeugung tun und mit eigenem Inhalt füllen sollten. Wir müssen unser Leben mit Sinn erfüllen und ihm Tiefe geben. Tiefe in sich selbst ist immer auch Erfüllung im Leben. Ohne echtes Bemühen können wir in nichts einen Sinn finden.

Eng mit dieser ist eine weitere sehr wichtige Regel verbunden: Gassho – Sei dankbar für jeden Augenblick deines Lebens. Diese besagt: Für alles, was uns am Leben erhält, sind wir zu Dank verpflichtet, denn nichts ist unendlich und nichts umsonst. Ohne Dankbarkeit sind wir weniger als das Tier, das ohne Bewußtsein den natürlichen Gesetzen folgt. Menschliches Leben jedoch ist bewußtes Leben, in dem sich der Intellekt als Waffe erweist, wenn diese Erkenntnis fehlt.

Wir sollten nie vergessen, daß wir nur eine sehr kurze Zeitspanne auf diese Erde weilen. Alles Leben ist vergänglich. Darum dürfen wir unser Leben nicht verschwenden, sondern müssen unsere Zeit nutzen, um auf dem Weg (Do) voranzukommen.

Man muß sein Leben leben, als wäre jeder Tag der letzte.

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