Mr. Perfekt: Die Bedeutung des 10. Dan
„Den 10. Dan kann eigentlich niemand wirklich zu Lebzeiten erreichen, denn der 10. Dan bedeutet, dass man perfekt ist, dass man keine weiteren Fortschritte mehr machen kann. Man kann immer etwas dazu lernen. Das bedeutet also (zumindest im Karate-Graduierungssystem und Graduierungsverständnis der JKA) – wenn jemand den 10. Dan zu Lebzeiten erreicht hat, dann ist er entweder tot oder ein kompletter Idiot… Deshalb hatte Nakayama Sensei auch zu Lebzeiten nur den 9. Dan erreicht, denn solange man sich verbessern kann, ist es unmöglich eine Graduierung zu erreichen, die etwas anderes aussagt.“
Bei einer anderen Gelegenheit erzählte er auch folgende Anekdote von Nakayama, die vielleicht vor dem Hintergrund „lebenslanges Lernen“ von Interesse sein dürfte:
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Bei einem Fernseh-Interview wurde Nakayama Sensei einmal darauf angesprochen, ob er auch andere Kampfkünste wie Judo, Kendo oder Aikido kenne.
„Ja,“ sagte er, „das sind alles schöne Kampfkünste. Ich würde sie gern praktizieren, wenn ich nur ein wenig mehr Zeit hätte.“
„Wieso mehr Zeit?“ wollte der Moderator wissen.
„Nun ganz einfach – ich mache jetzt schon seit über 40 Jahre Karate,“ antwortete Nakayama Sensei, „aber immer lerne ich noch jeden Tag dazu und bemühe mich, meine Techniken zu verbessern. Ausbildung im Karate dauert ein Leben lang.“
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All dies mag vielleicht für den einen oder anderen interessant sein. Ich weiß, dass in manchen Organisationen mit Graduierungen nicht gegeizt wird, dass man für genügend Geld oder Beziehungen so ziemlich jede Graduierung haben kann…
Welchen Wert solch eine Graduierung letztlich wirklich hat, wird jeder der ehrlich zu sich selbst ist, selbst einschätzen können. Resepkt nötigt eine hohe Graduierung an sich nur dem Anfänger ab. Wer schon etwas länger dabei ist schaut hinter die Kulissen. Wenn ein Träger des 10. Dan nicht die Techniken eines 10. Dan zeigen kann, so wird er sich früher oder später von selbst als Schwindler entlarven.
Wahres Können zeigt sich nicht unbedingt in äußerlichen Dingen wie hohen Graduierungen, sondern beweist sich von selbst – in den Techniken, in der Person und dem Charakter des Trägers. Er wird mit Sicherheit nicht immer darauf hinweisen müssen, dass er ja schon den Xten Dan hat. Dies wird zudem die anderen auch nur am Rande interessieren, da sie ja nicht wegen seiner Graduierung kommen, um von ihm zu lernen, sondern wegen seiner Techniken, seiner Person und seines Charakters…
Die JKA hat mit Masaaki Ueki jetzt einen lebenden 10.Dan ernannt (s. JKA Homepage)