Wer war Nakayama Sensei

Sie erzählen oft Anekdoten von Nakayama-sensei. Was war er für ein Mensch?

Nakayama-sensei war der größte Gentleman, den ich je kennengelernt habe. Trotz seines überwältigenden Wissens über Karate-Dõ blieb er stets ein Gentleman.

Jedes einzelne der vielen Male, die ich mit ihm im selben Dojo verbringen durfte, hat mich verändert. Ich habe immer etwas dazugelernt.
Es war wundervoll. Er war niemals zu beschäftigt oder zu müde, um Fragen über Karate-Dõ zu beantworten. Auch wenn ich es damals noch nicht wusste, heute, da ich durch die ganze Welt Reise ist mir bewusst, welches Glück ich hatte, ihn zu treffen.
Aber wenn wir über Nakayama-sensei reden, müssen wir auch Okazaki-sensei und Nishiyama-sensei erwähnen. (Alle haben im Instruktorenprogramm unterrichtet. Daneben hat Sáfár-sensei mit so bekannten Meister wie Mikami, Yaguchi und Tabata trainiert.) Ich gehöre zur dritten Generation von JKA-Instruktoren. (Zur ersten Generation gehören u.a. die Meister Nakayama, Nishiyama, Okazaki, Kase u.a. Die zweite Generation ging aus dem ersten von der JKA in Japan durchgeführten Instruktorenkurs hervor. Die bekanntesten Vertreter sind Kanazawa-sensei und Enoeda-sensei.)

Die meiste Zeit wurde ich von Okazaki-sensei unterrichtet. Er war ein ebenso bedeutender Lehrer für mich. So gut wie er technisch war, habe ich dennoch niemals gesehen, dass er jemanden getroffen oder verletzt hat, jemanden beschimpft hat oder jemanden zum Trottel gemacht hat.

Er hatte eine ausgezeichnete Art zu unterrichten, was korrekt ist. Lassen Sie mich eine kleine Anekdote erzählen:

Am Tag vor meiner Nidan-Prüfung habe ich die Pan-Amerikanischen Meisterschaften im Kumite gewonnen. Von den vier Leuten, die am nächsten Tag an der Prüfung teilnahmen, hatte ich drei im Wettkampf geschlagen. Aber als es dann zur Prüfung kam, haben alle drei bestanden und ich bin durchgefallen. Ich konnte die Entscheidung nicht verstehen und verzweifelt beschloss ich, dass Dojo zu verlassen.
Nach zwei Tagen zog es mich allerdings schon wieder dorthin zurück. Ich trainierte so hart wie ich konnte, aber Sensei hat einen Monat lang mit mir kein Wort gewechselt. Schließlich rief er mich eines Tages doch in sein Büro. Er fragte mich: „Sáfár, warum wolltest Du die Prüfung machen?“ Ich sagte ihm, dass ich sein Urteil über meine Leistung gewünscht habe, dass ich aber nicht verstehen kann, dass ich durchgefallen bin und die Leute, die ich beim Wettkampf geschlagen hatte, bestanden haben.

Sensei antwortete mir: „Warum willst Du dich ständig mit anderen vergleichen? Du bist so gut, wie Du sein kannst. Du stehst Dir selbst gegenüber. Wettkampf hat damit nichts zu tun. In der Prüfung zeigt sich wahres Karate. Du bist durchgefallen weil Du nicht Dein bestes gegeben hast!“ So wie aus dieser kleinen Begebenheit, habe ich wirklich viele Dinge von ihm gelernt.

Dieses Interview wird auf dieser Seite mit freundlicher Genehmigung von Arnfried Krause, veröffentlicht. Die Texte sind seiner Webseite entnommen, die unter http://www.shotokan-demmin.de erreichbar ist.

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