Ferien sind Ferien

Es ist Sommer und ich habe Ferien! – Ist dies ein Grund, dem Training fern zu bleiben? Ich glaube wohl nicht. Da teilt mir jemand wie selbstverständlich mit: Zum nächsten Training komme ich nicht, weil ich nach Zeischa zum Baden fahre. Schon lobenswert, dass man sich wenigstens entschuldigt – doch nun befindet sich Zeischa ja auch so schrecklich weit entfernt von Bad Liebenwerda, so dass es einfach unmöglich ist, die vier Kilometer bis zur Turnhalle per zu bewältigen. Darauf angesprochen wird mit entgegengehalten, dass ich doch niemanden zum Training zwingen könne und außerdem solle ich mich doch nicht so haben, schließlich komme er ja bereits an einem anderen Tag zum Training.

Ich finde diese Einstellung zum Training, damit zum Karate und nicht zuletzt auch zum Verein einfach schrecklich! In diesem Zusammenhang sollte man sich einmal folgende Fragen stellen:

1. Wie kann ich weiterkommen, wenn ich mich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit vom Training fern halte?

2. Wie kann ich erwarten, niedriger Graduierten ein Vorbild zu sein, wenn ich selbst als höher Graduierter mit einem derartig schlechtem Beispiel vorangehe?

3. Was hindert mich, das Baden in Zeischa (oder andere liebe Freizeitbeschäftigungen) einmal für zwei Stunden zu unterbrechen, um nach Bad Liebenwerda zum Training zu fahren?

Den Fragenkatalog könnte ich hier noch nach Belieben ergänzen und fortführen, soll aber an dieser Stelle genügen.

Karate kann man nicht einfach verkonsumieren – man muss es leben und dazu gehört eben auch, dass ich selbst bei schönen Wetter zum Training erscheine und dass ich mich von nur ganz außergewöhnlichen Umständen vom Training abhalten lasse und selbst wenn ich an einer leichteren Erkrankung leide eben doch zum Training gehe und soweit es geht mitmache, oder wenigstens zuschaue…

Nicht zuletzt ist da noch eine Sache, die sich nicht einfach von der Hand weisen lässt. Was unterscheidet eigentlich den Trainer oder Sensei von anderen Karateka? Gelten für ihn eventuell andere Normen? Von unseren Übungsleitern erwarten wir wie selbstverständlich, dass sie, wenn wir zum Training gehen, auch da sind und uns trainieren. Aber denken wir auch einmal daran, dass auch sie vielleicht manchmal andere Dinge lieber tun würden? Trotzdem müssen sie zum Training erscheinen. Doch jetzt kommt das Beste: Wie von allen erwartet, kommt der Trainer zur Trainingszeit zur Halle und niemand kommt! Wunderbar – jetzt kann er wieder nach hause fahren. Doch umsonst die Zeit vertan, für nichts zum Training gefahren, die Trainingsvorbereitung umsonst… Und wir erwarten, nachdem wir den Trainer so einfach stehen ließen immer noch als fleißige Übungsteilnehmer betrachtet zu werden?

Wenn ich also nicht zum Training gehe, weil ich zu bequem bin, sollte ich mir immer vor Augen halten, dass ich damit nicht nur mir selbst schade, da ich ohne Training keine Fortschritte machen kann, sondern dass ich mich zudem auch noch völlig rücksichtslos dem jeweiligen Übungsleiter gegenüber verhalte, der nur, weil er mit meinem Erscheinen beim Training auch gerechnet hat, zum Training gekommen ist und dann wegen mir (nicht wegen der anderen, die ebenfalls nicht gekommen sind) unverrichteter Dinge wieder abfahren musste. Dies sollte ich bei meiner Entscheidung, ob ich zum Training gehe oder nicht, doch auch einmal bedenken, denn gerade dann, wenn ich nur an mich und nicht an andere denke, bin ich eben nichts anderes als ein Konsument, der Karate wie eine Tafel Schokolade verzehrt – Hauptsache es macht mir Spaß und ich habe auch Lust dazu und bin nicht zu bequem!

Du kennst doch das Prüfungsprogramm. Übe das Prüfungsprogramm des soeben bestandenen Gürtelgrades und das des nächsten Gürtels. Damit hast Du auf jeden Fall genügend Stoff für die nächsten Wochen.

Wiederhole, was du bisher gelernt hast. So kannst Du Dein Wissen festigen und dich weiter verbessern. Jede weitere Prüfung baut sowieso auf dem bisher gelerntem auf. Damit ist eine Wiederholung niemals falsch und verbessern kann man sich immer.

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