Kihon Sanbon Kumite

„Die verschiedenen Formen des Kihon Kumite sind eine grundlegende Übung zur Schulung von Körper und Geist. Es handelt sich dabei um eine Art Körperertüchtigung. Das bedeutet: Starke Stellungen, starke Armtechniken, starke Fausttechniken und im übrigen richtige geistige Einstellung, körperliche Haltung und das Erlernen der richtigen Atmung. Diese Gesamtschulung ist mehr als nur die Technik selbst im Auge zu behalten.“ (Hirokazu Kanazawa, 9° Dan)

Ähnlich wie beim Kihon Gohon Kumite kommt es beim Kihon Sanbon Kumite insbesondere auf das Üben des richtigen Abstands für Angriff und Abwehr und natürlich auch auf die richtige Ausführung der Technik an.

Wie bei Gohon Kumite ist auch beim Kihon Sanbon Kumite die körperliche und geistige Ertüchtigung das Wesentliche, nur greift man nicht in der gleichen Art und Weise an. Angriffe werden gegen den Kopf- und Brustbereich sowie mit den Füßen ausgeführt. Durch die Variation der Angriffstechniken werden kräftige Abwehrbewegungen entwickelt und der Angreifer trainiert ein gutes Gleichgewichtsgefühl. Die linke und die rechte Seite werden gleichermaßen geschult. Es gibt beim Sanbon Kumite drei verschiedene Formen. Die besonders wichtigen Formen Nummer Eins und Nummer Zwei werden hier gezeigt.

Bei der Etikette (Angrüßen usw.) gibt es keinerlei Abweichungen zum Kihon-Gohon-Kumite; sie ist bei allen Kumite-Formen gleich.

Nummer Eins (Grundform)

1 2 3
4 5

Der Angreifer (Uke) geht rechts zurück zu Zenkutsu Dachi mit Gedan Barai und sagt die Angriffe an: „Jodan, Chudan, Mae Geri!“ (für Oi Zuki Jodan, Oi Zuki Chudan, Mae Geri Chudan). Der Verteidiger (Tori) antwortet zum Zeichen, daß er die Ansage verstanden hat mit „Oss.“ (Bild 1)

Dann geht Uke rechts vor mit Oi Zuki Jodan, während Tori den rechten Fuß nach hinten setzt und zugleich links Age Uke ausführt. (Bild 2)

Jetzt führt Uke Oi Zuki Chudan aus, während Tori wiederum einen Schritt zurückgeht und den Angriff mit Soto Uke abwehrt. (Bild 3)

Vor dem letzten Angriff nimmt Uke seine Arme zur Position Gedan Kamae herunter und greift anschließend mit Mae Geri Chudan an. Auch hier geht Tori geradlinig zurück und wehrt den Angriff mit Gedan Barai ab (Bild 4) und kontert mit Gyaku Zuki Chudan. (Bild 5)

Danach richten sich beide Partner in Richtung Gyaku Zuki auf (Tori nach vorn, Uke nach hinten).

Nummer Zwei

1 2 3
4 5 6

Uke geht wie bei Nummer Eins rechts zurück zu Zenkutsu Dachi mit Gedan Barai und sagt die Angriffe an: „Jodan, Chudan, Mae Geri!“ Tori antwortet mit „Oss.“ (Bild 1)

Uke geht nun mit Oi Zuki Jodan vor, während Tori rechts zurückgeht und dabei Age Uke ausführt. (Bild 2)

Anschließend greift Uke mit Oi Zuki Chudan an, der von Tori mit Uchi Uke abgewehrt wird. (Bild 3)

Daraufhin folgt wiederum Mae Geri Chudan (Auch hier ist die Armhaltung Gedan Kamae!) Tori dreht sich hierbei auf dem hinteren Fuß über den Rücken und weicht 45 Grad zur Seite aus und blockt gleichzeitig mit rechts Gyaku Gedan Barai (Uchi-Uke-Arm). (Bild 4) Als Gegentechnik führt Tori Kizami Zuki Jodan (Bild 5) gefolgt von Gyaku Zuki Chudan (Bild 6) aus.

Besonders wichtig ist, daß sich Verteidiger und Angreifer auf die jeweils unterschiedlichen Techniken einstellen. Damit verbunden ist die richtige Endspannung, welche erst einen festen Stand ermöglicht. (Immer daran denken: Ohne einen festen Stand ist eine starke Technik unmöglich!) Eine Schwierigkeit besteht hierbei darin, daß der Verteidiger jedes Mal eine andere Abwehr ausführen muß und dabei auch die Endspannung ein wenig verändert ist. Deshalb ist zum Üben des Kihon-Sanbon-Kumite viel Zeit von Nöten.

Noch ein kleiner Hinweis am Schluß: Uchi Uke ist eine Abwehr, die sich nur schwer ausführen läßt, wenn man dem Angreifer frontal gegenüber steht bzw. geradlinig zurückgeht. (Am besten weicht man bei der Abwehr Uchi Uke gleichzeitig seitlich nach hinten aus.) Aufgrund dieser Schwierigkeit muß Uchi Uke sehr deutlich ausgeführt werden (den gesamten Körper decken), so daß der Angriff abgewehrt werden kann.

Auch dem Timing kommt eine große Bedeutung zu. Man darf (wie stets) weder zu früh noch zu spät abwehren. Dies ist besonders bei Uchi Uke ein äußerst wichtiger Punkt, da hier eine Korrektur der Abwehr nicht mehr möglich ist, wohingegen man bei anderen Abwehren meist noch einen kleinen Spielraum hat, um die Abwehr zu korrigieren.

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals bei den beiden Karateka bedanken, ohne deren Mithilfe diese Aufnahmen (ganz gleich, wie schlecht die Bildqualität auch sein mag) nicht möglich gewesen wären.

Auf den Bildern sind jeweils links Marco Keßler (13 Jahre, 7. Kyu) sowie rechts René Rudolf (12 Jahre, 8. Kyu) zu sehen.

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