Trainingskritik

Immer wieder hört man bei Lehrgängen, aber auch beim normalen Training, daß sich Karateka über die Trainingsmethoden beschweren. Diese Kritiken und Beschwerden erreichen – wenn überhaupt – den Trainer nur über Umwegen. Doch mir als Schüler stellt sich hier eine ganz andere Frage: Stehen uns als Schüler überhaupt Kritiken an den Trainingsmethoden der Meister oder gar der JKA-Instructoren zu?

Nehmen wir doch nur einmal den letzten Lehrgang mit Sensei Imura heraus. Geübt wurden in erster Linie Grundschultechniken, keine schwierigen Kombinationen oder so. Gerade dies aber fordert einige zur Kritik heraus, denn Grundschultechniken wie Mae Geri, Oi Zuki oder Gyaku Zuki könne man schließlich auch daheim im Dojo üben. Hier möchte ich nicht lange um den Kern der Sache herumreden, sondern nur einmal kurz aus der Dojo-Etikette zitieren: „Es liegt in der menschlichen Natur, von der Richtigkeit der eigenen Meinung auszugehen und selbst beim oberflächlichen Betrachten fremder Angelegenheiten sagen zu können, was richtig und was falsch ist.

Es ist naiv und überheblich, in den Verantwortungen anderer Rechtes von Unrechtem zu unterscheiden, ohne selbst miteingebunden zu sein. Auf dieser Grundlage beruhen in den Kampfkünsten die Verhaltensregeln. Ein Fortschrittsgrad rechtfertigt sich nur, indem er nach unten beispielgebend und nach oben hin achtungsvoll ist. Es ehrt ihn nicht, wenn er sich berufen fühlt, höhere Grade zu kritisieren und nach unten zu herrschen. Seine Aufgabe besteht darin, sich zu bemühen selbst den Anforderungen höherer Grade zu entsprechen, um mit der Zeit zu wachsen. Dies ist etwas anderes, als mit unreifen Geist höhere Verantwortung zu beurteilen.“

Viele betrachten beispielsweise im Üben des Oi Zuki nur den Oi Zuki und gehen dabei davon aus, dass sie als Braun- oder Schwarzgurt diese Technik schon längst gemeistert hätten ohne genau auf die Übungsanweisungen des Meisters zu hören geschweige sie denn zu befolgen. Würden sie versuchen, die Anweisungen des Meisters umzusetzen, würden sie auch schon sehr schnell feststellen müssen, dass sie diese einfachen Techniken noch lange nicht gemeistert haben und sie würden ferner feststellen können, daß der Meister mit jeder einzelnen Übungsanweisung bestimmte Ziele verfolgt, doch wenn man natürlich dem Training fernbleibt oder nur noch mit Unmut weitertrainiert, wird man verständlicherweise nie die Essenz des Trainings mit nach hause nehmen können. Eigentlich schade – und dabei wäre es so einfach. Man bräuchte lediglich dem Training aufmerksam zu folgen und versuchen, die Anweisungen genaustens umzusetzen, um den Sinn und das Ziel des Trainings früher oder später zu erfassen und letztlich auch zu erreichen.

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