Ein Leben lang
Karate, ein langer Weg. Er dauert ein Leben lang. Es gibt 9 Farbgurte und 10 Schwarzgurte.
Karate, alte Kunst der Selbstverteidigung. Mit der leeren Hand, ohne Waffen und einem hohen Wissensstand. Es darf niemals dumme Karateka geben. Sie sollen nicht nur im Training, mit ihren Techniken gut sein, sondern auch in der Schule – Karate lehrt schließlich auch den Geist. Man denke sich doch mal, gebe es dumme Karateka: Jeder würde sich lustig über sie machen. Der Sinn des Karate würde verloren gehen. Diese wahre Lebenskunst, welche schon seit Jahrhunderten existiert. Diese Kunst zerstören – wie könnte man nur…
Karate, Faszination pur, für jenen, der in der Lage ist diese Kampfkunst zu verstehen.
– Man kann die Bedeutung des Karate schlecht in Worte fassen oder jemanden über Karate erzählen – unmöglich. Karate muß man erleben – am eigenen Körper – einfach leben und trainieren Jahr für Jahr… ein Leben lang
Karate besteht aus Kihon (Grundschule), Kata (formelle Bewegungen, die in vorgeschriebenen Richtungen ablaufen) und dem Kumite (Partnertraining).
Kumite und Kata sind dabei die 2 Räder eines Wagens, die durch Kihon, wie ein Rückrad miteinander verbunden sind. Somit sind Kumite und Kata die grundlegendsten Formen des Karatetrainings…
Sowie bei Kihon und Kata verschiedenste Ausführungen bzw. Bewegungen-und Abläufe geübt werden, so werden auch bei Kumite die 3. verschiedenen Grundtypen trainiert:
1. Kihon Kumite (Übung der Grundtechniken am Partner)
2. Kihon Ippon Kumite (lernen von Bewegungen am Gegner)
3. Jiyu Kumite (soll Ernstfall trainieren – echter Kampf)
Wenn der Karateka im Kumite mit seinem Trainingspartner trainiert, darf eins niemals verloren gehen: Karateka trainieren nicht, gegeneinander, sondern miteinander. Karate ist nicht dafür da, blaue Flecke zu verteilen.
Dabei darf ich jedoch keine laschen Techniken, ja sogar welche, die sowieso nie treffen würden ausführen, sondern muß einen starken und zielgenauen Angriff ausführen – präzise. Dieser Angriff muß Kime (An-und Entspannung – Unterschied zwischen harten und weichen Techniken) haben.
Kime ist das eigentliche Herz des Karate bzw. einer Technik. Die Technik an sich ist nur die Kleidung des Kime (der Körper) – sie macht Kime deutlich. Dabei ist auch wichtig, die Techniken grundschulmäßig (Kihon) auszuführen d.h. alle Techniken in der Kata, sowie auch im Kumite müssen genauso stark und sauber ausgeführt werden wie in der Grundschule…
Karate ist nicht gleich Karate!
Jener, der nur Kumite oder Kata oder Kihon trainiert, macht noch lange nicht Karate. Eine Spezialisierung auf eines der drei Bestandteile wird ausgeschlossen. Man muß in allen 3 Säulen des Karate gut sein. Nur jener, der alle drei Säulen des Karate, wenn möglich täglich trainiert, der macht Karate, der wird den Sinn des Karate verstehen können.
Auch jener, der schon seit Jahren trainiert, ist zwar ein Karateka, aber kann noch lange nicht Karate. Jener versucht zwar Karate zu erlernen, wird aber niemals Karate können. Um Karate zu können, braucht’s ein Leben lang – ein langer Weg.
Was ist denn nun der Sinn des Karate?
Verbesserung des Körpers und des Geistes – ganz besonders des Geistes. Karate darf also nicht in seine Bestandteile zerbrochen werden, sondern muß eins bleiben.
Hüte sich jeder nieder-graduierter Karateka in der Schule zu behaupten: „Paß bloß auf was du sagst, ich kann Karate!!! Oder willst du ein par auf’s Maul?“ Jener darf es nicht wagen, sich Karateka zu nennen, denn der Karateka ist bescheiden, ruhig und muß einer solchen Situation aus dem Weg gehen. Karateka lassen sich nicht provozieren – sie lassen sich niemals auf eine Schlägerei ein – niemals. Dies würde gegen einer der wichtigsten Regeln des Karate verstoßen: „Es gibt keinen ersten Angriff“. Karate heißt: …Form der Verteidigung… und nicht des Angriffes. Nur jener, der den Sinn des Karate verstanden hat, der kann aus einer brenzligen Situation ohne seine Fäuste zu ballen und wild um sich zu schlagen entfleuchen. Nur jener wird sich geistig von den Anderen sehr deutlich unterscheiden. Ein Karateka, der dies nicht vermag ist keiner und hat den Sinn des Karate nicht verstanden.
„The Power of martial art“ – und Techniken wie aus Stahl.
Um eine effektive Karatetechnik zu bekommen, muß der Karateka lernen, seine geistige Kraft mit der körperlichen zu vereinigen. Die geistige Kraft soll die Körperliche dann wie ein Lenkrad steuern. Also kann ein Karateka mit einem schwachen Körper, jedoch mit einem starken Geist, eine sehr effektive Karatetechnik ausführen – durch Kime. Kraft hat jeder, es ist nur schwer, sie richtig einzusetzen – sprich Technik.
Ferner muß eine Karatetechnik aber auch einen gewissen Endpunkt haben, dem Kime. Dabei werden beim Ausatmen alle Körperteile angespannt. Aber nur für den kurzen Augenblick einer halben Sekunde. Kime kommt nur durch volle Konzentration und der richtigen Atmung zu Stande. Nur dann wird der Karateka zu einer effektiven Technik kommen. Niemals wird er eine gute Karatetechnik ausführen können, wenn er sich nicht konzentriert und in der Weltgeschichte herumschaut. Der Karateka muß sich konzentriert einen Gegner vor dem geistigen Auge vorstellen. Nur so wird er seine Technik real gestalten können. Ohne Kime ist Karate nur Ballett, jedoch keine Kampfkunst.
In der Grundschule, sowie bei der Kata, aber auch im Kumite muß der Karateka seine Techniken so stark und effektiv ausführen, als wäre er in einer Gefahrensituation, in der er sein eigenes Leben oder das eines Anderen retten muß.
Nur durch diese Aspekte kommt eine gute Karatetechnik zustande – jedoch gehört der eigene Kampfgeist auch zu diesen Aspekten – er macht das Unmögliche möglich.
Hermann Hesse: „Damit das Unmögliche möglich wird, muß immer erst das Unmögliche versucht werden.“
Ohne dieser Aspekte oder nur mit einem Fehlenden wird die Karatetechnik völlig wirkungslos sein und das was ich mache wird nie Karate sein – nur Ballett
Karate-do: Der Weg der leeren Hand. Ein langer, schwieriger Weg – mit Steinen übersät – kein leichter.
Zwar ist der Horizont unerreichbar, jedoch kommt ihm immer näher – immer näher.
Bis zum Sensei.
Marco Keßler