Funakoshi Gichin
Gichin Funakoshi wurde 1869 auf Okinawa (Bezirk Yamakawa-cho) als einziger Sohn einer einfachen Samurai-Familie der Shizoku-Klasse (privilegierte ~) geboren.
Funakoshis Vater war ein Experte im Kampf mit dem okinawanischen Stock (Kon). In seiner Kindheit lebte Funakoshi bei seinem Großvater Gifu, der ein bekannter konfuzianischer Gelehrter war. Von ihm lernte er die vier großen chinesischen Klassiker.
Bereits in seiner Grundschulzeit begegnete er Meister Anko Azato, einem Schüler der Matsumura-Linie, und begann bei ihm mit dem Unterricht im Karate-do.
1888 machte er die Prüfung zum Hilfslehrer an der Schule in Shuri. 1891 wurde er jedoch nach Naha versetzt und zum Hauptschullehrer befördert. Seine Verbindung zu seinen Lehrern Azato und Itosu brach nie ab, obwohl er nun in Naha mit den Meistern Kyuna, To’onna, Niigaki und Sokon Matsumura zu üben begann.
1901/1902 leitete er eine Karatedemonstration in der Schule von Naha anläßlich eines Besuches des Schulkommissars der japanischen Provinz Kagoshima. Auf dessen Bericht hin wurde Karate Teil des Lehrplanes an den okinawanischen Schulen.
Nach dreißig Jahren Schullehrzeit bat Funakoshi um seine Entlassung und widmete sich vollständig den Kampfkünsten. 1916 hatte Japan zum ersten Mal wirklichen Kontakt zum okinawanischen Karate, als Meister Funakoshi nach Kyoto fuhr und dort eine Karatedemonstration veranstaltete.
Am 6. März 1921 kam der japanische Erbprinz Hirohito nach Okinawa, und ihm zu Ehren wurde eine erneute Karatedemonstration unter der Leitung von Funakoshi gegeben.
Alsdann wurde Funakoshi beauftragt, Karate anläßlich einer großen Kampfkunstdemonstration in Tokyo vorzustellen. Niemand ahnte damals, daß die Reise Funakoshis im Mai 1922 eine Reise ohne Rückkehr werden sollte.
In seinem freiwilligen Asyl widmete der damals 53jährige Meister den Rest seines Lebens der Verbreitung des Karate-do.
Bereits im November desselben Jahres veröffentlichte Funakoshi seine erste Arbeit: „Ryukyu Kempo Karate“. Kurz darauf veröffentlichte Funakoshi sein zweites Werk „Renten Goshin Karate Jitsu“.
Trotz des großen Interesses der Japaner am Karate, waren die Anfänge schwer. Lange Zeit lebte Meister Funakoshi in großer Not, verdiente sich tagsüber ein wenig Geld mit allerlei Arbeiten und unterrichtete abends seine ersten Schüler. Er hatte keine Wohnung und schlief im Studentenschlafsaal, den er als Gegenleistung sauber hielt.
Erst im September 1924 gründete er den ersten Karateklub an der Keio-Universität. Darauf folgte ein Klub an der Ichiko-Universität (1926), und 1927 folgten die Universitäten Takushoku, Waseda u.v.a.m.
Durch den Zustrom von Schülern verbesserte sich Meister Funakoshis anfänglich schlechte finanzielle Lage etwas, und er konnte in eine eigene Wohnung urnziehen.
1935 erschien „Karate-do Kyohan – der Text des Meisters“, Funakoshis eigentliches Lehrbuch über das Shotokan Karate-do.
1936 wurde das Shotokan-Dojo im Meijuro-Viertel Tokyos eröffnet, das erste private Karate-Dojo Tokyos mit einem wirklichen Lehrer.
Dann begann der zweite Weltkrieg, das Shotokan-Dojo wurde durch Bomben zerstört, und Meister Funakoshis Sohn Yoshitaka starb 1945 an Tuberkulose.
Der Meister reiste daraufhin nach Kyushu, wo er seine Frau traf, die er seit dem Verlassen Okinawas nicht mehr gesehen hatte. Beide lebten in großer Armut unter den Kriegsflüchtlingen, bis 1947 seine Frau starb.
Noch im selben Jahr reiste Funakoshi zurück nach Tokyo, wo er bis 1948 sehr zurückgezogen lebte. Dann begann er wieder an den Universitäten Keio und Waseda zu unterrichten.
Neun Jahre später, am 26. April 1957, verstarb Meister Funakoshi im Alter von 88 Jahren.
Mit ihm ging einer der größten Meister des Karate, die es je gab.