Lehrgang mit Fujinaga Sensei

Am 2. Adventswochenende weilte Sensei Fujinaga (Chief-Instructor der JKA für Österreich, Träger des 5. Dan) wieder einmal in Leipzig. Zahlreiche Karateka aus allen Teilen des Landes waren eigens angereist, um bei ihm zu trainieren. Auch unser Verein war bei diesem Lehrgang stark vertreten. Mit zwölf Lehrgangsteilnehmern war dies die stärkste Beteiligung bei einem auswärtigen Lehrgang seit Gründung unseres Vereins überhaupt

Der Großteil der Lehrgangsteilnehmer aus unserem Verein reiste mit einem vom Vorsitzenden organisierten Kleinbus an. Diesen bekamen wir erst am Samstag morgen mit mächtiger Verspätung zur Verfügung gestellt, so daß wir uns mit einer Stunde Zeitverzug auf den Weg machten. Es schien, als ob sich an diesem Tag einfach alles gegen uns verschworen habe. Neben zahlreichen Umleitungen auf dem Weg nach Leipzig standen wir dann zu allem Überfluß auch noch zwei Stunden auf der Autobahn im Stau. (Man sollte eben doch besser vorher wissen, daß die Autobahnabfahrt Leipzig-West, die Abfahrt zu dem berühmten Einkaufsparadies „Saalepark“ ist.)

Nach knapp fünfstündiger Autofahrt und einer kleinen Irrfahrt durch die Messemetropole kamen wir dann endlich um 13.15 Uhr an der Turnhalle an, in der der Lehrgang stattfinden sollte. Wie es der Zufall so will, trafen wir gleich nach unserer Ankunft die übrigen Mitglieder unseres Vereins. So erfuhren wir, daß auch diese zu spät eingetroffen waren, aber aufgrund der Vielzahl der Lehrgangsteilnehmer und der daraus resultierenden Enge in der Halle nicht an der ersten Trainingseinheit teilgenommen hatten.

Wir schlenderten so noch ein wenig durch die Gassen des Neubaugebietes und durch die einzige Einkaufsstraße des Stadtteils, um uns die Zeit bis 16.00 Uhr, wo dann die nächste Trainingseinheit beginnen sollte, nicht allzu lang werden zu lassen.

Als wir dann in die Halle kamen, verstanden wir sehr gut, warum es während des Trainings so eng gewesen sein muß. Zum einen war die Halle sehr klein (nur wenig größer als die Turnhalle der Gesamtschule in Elsterwerda) und zum anderen, wimmelte es in der Halle nur so vor Karatekas, ja die Halle schien förmlich aus den Nähten zu platzen.

In vier Reihen standen die Schüler dicht an dicht – drei Schritte vor, drei zurück – mehr war nicht drin.

Trotz alledem ließ sich Sensei Fujinaga davon nicht beeindrucken. In gewohnter ruhiger Weise zog er sein Trainingsprogramm durch. Wie gewöhnlich, wurde auch an diesem Nachmittag Kihon (Grundschule) und Kumite (Partnerübungen) geübt.

Immer wieder unterbricht Sensei Fujinaga das Training und erklärt und korrigiert geduldig auftretende Fehler. Sein besonderes Augenmerk galt diesmal der lockeren, unverkrampften Ausführung der Karatetechniken. Ein Thema, daß gar nicht so einfach in die Tat umzusetzen war. Sensei Fujinaga demonstrierte die Techniken zwar immer wieder mit einer bewundernswerten Leichtigkeit, aber es ihm gleichzutun, war ein beschwerliches Unterfangen. Als diese Trainingseinheit zu Ende ging, waren alle schweißgebadet.

Doch der schwerste Kampf begann jetzt nach dem Training: Wer einigermaßen vernünftig schlafen wollte, mußte jetzt sein Bestes geben, um eine Matte zu ergattern und nicht auf dem Boden schlafen zu müssen, denn all die zahlreichen von weither angereisten Karateka wollten natürlich auch übernachten.

Anschließend gingen wir gemeinsam zu einem in der Nähe befindlichen chinesischen Restaurant, um aus Anlaß des Lehrganges angemessen zu abend zu essen. Danach machten wir uns auf den Rückweg in die Halle, wo wir zunächst gemeinsam das Kreuzworträtsel der letzten Vereinszeitung zu lösen versuchten, um uns dann schlafen zu legen.

Bedauerlicherweise erfuhren wir erst am nächsten Morgen von dem fantastischen Videoabend im Jugendclub „Arena“ gleich nebenan, den wir so verpaßten.

Obwohl die Nacht auch für Sensei Fujinaga sehr kurz gewesen sein muß (er war bis in die frühen Morgenstunden auf der Lehrgangsparty), stand er bereits um 10.00 Uhr wieder vor den angetretenen Reihen der Karateka. Kata lautete der Trainingsinhalt diesmal.

In der Unterstufe wurden Heian Kata 1-3 geübt, während in der Oberstufe alle Heian Kata kurz besprochen und Fehlerschwerpunkte nochmals aufgezeigt und etwas gründlicher geübt wurden. Anschließend wurden noch kurz die Kata Tekki Shodan und Bassai Dai geübt und dann – ja dann war das Training auch schon zu Ende. Schade. Aber Sensei Fujinaga kommt bestimmt bald wieder einmal zu einem Lehrgang.

Eine Sache verdient vielleicht noch eine besondere Erwähnung, da dies auch bei uns nicht so richtig klappt: Die Aufstellung zu Beginn des Trainings. Wie Sensei Fujinaga erzählte, sei es in Japan so, daß der Schüler auf den Lehrer wartet. Die Schüler stehen also bereits in Reih‘ und Glied, wenn der Lehrer das Dojo betritt und warten auf den Beginn des Unterrichts. Dies ist für den Lehrer ein angenehmes Gefühl. Hier in Europa aber sei alles anders. Hier müsse der Lehrer auf den Schüler warten. Dies ist natürlich nicht schön für den Lehrer. Man sollte niemals vergessen: Nicht der Lehrer will lehren, sondern der Schüler will lernen!

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