Trainingsbericht – Karate Lehrgang, Andrè Bertel 6. DAN

Am 22.07.2016 hat Marco zusammen mit zwei Sportskammeraden den Karate-Lehrgang mit Andrè Bertel (6.Dan) in Ahrensburg bei Hamburg besucht.

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Sensei Andrè war zum 3. Mal in Ahrensburg und die Turnhalle war mit 120 Karateka aus 12 Nationen sehr gut besucht. Er betont, dass er „Budo-Karate“ trainiert. „Wer Budo-Karate trainiert, der kann Budo-Karate und Sport-Karate, aber wer Sportkarate trainiert, der kann kein Budo-Karate“.

 

Sensei Andrè demonstriert die Kumite-Übungen sehr ausdrucksstark am Partner. Als ich zu Vorführungszwecken von ihm nach vorn gerufen wurde war ich zugegebener Maßen etwas nervös. „No-Danger“ betonte er immer wieder. Damit meint er, dass er hartes Budokarate praktiziert. Er wird keine Knochen brechen und er wird auch niemanden töten. Sensei Andrè legt viel Wert auf die korrekte Ausführung der Karate-Techniken in Kihon (Grundschule). Aber viel wichtiger ist es ihm, dass so geübt wird, dass die Anwendung am Partner auch wirklich funktioniert. Unter realistischen Bedingungen üben bedeutet, dass der Abstand korrekt sein muss. Angreifer und Vereidiger müssen fokussiert in korrekter Distanz hart angreifen um eine Wirkung zu erzielen. Beim Lehrgang konnte man dann eindrucksvoll erfahren wie effektiv Schlag- und Wurftechniken funktionieren. Mich persönlich haben seine Themen wie Sabaki und Muchimi fasziniert wo ich viel Neues dazulernen konnte.

 

Am Samstag Vormittag begann die zweistündige Trainingseinheit:

 

Wir begannen zur Erwärmung ganz soft mit Chokui-Zuki aus Shizentai. Sensei Andrè betont wichtige Keypoint wie Hikite. Es darf nicht nur die Faust zurückgezogen werden. Man muss den Ellenbogen und die Kleinfingerseite fest an die Körperseite in Richtung Wirbelsäule pressen um eine gute Körperspannung zu erzeugen woraus eine bessere Krafterzeugung resultiert. Choku-Zuki wurde je Faust einmal links langsam und links schnell durchgeführt. Nach einigen Wiederholungen wurde die Faust gewechselt. Ein weiterer Keypoint war die Drehung der Faust, die erst im letzten Moment gedreht werden darf.

 

Im Anschluss erfolgte Partnertraining. Der Angreifer hat Chokui-Zuki aus Kiba-Dachi ausgefürt während der Verteidiger Nagashi-Uke aus Kiba-Dachi ausgeführt hat. Mann sollte dabei sehr dicht stehen, sodass man ohne Block treffen würde.

 

Dann wurde Kihon weitertrainiert, aus Shizentai rechts Chokui-Zuki gerade nach vorn, dann linke Faust nach rechts 45° Chokui-Zuki, dann rechte Fuß 360° drehen und rechts Chokui-Zuki. Die Drehung sollte auf dem Ballen durch einen starken Hüfteinsatz erfolgen.

 

Dann sollten wir aus Shizentai explosionsartig das Gewicht absenken um Zenkutsu-Dachi einzunehmen und wieder hochspringen um Shizentai zu stehen. Eine Steigerungsform bestand darin dies aus der Hocke oder aus Seiza auszuführen. Zweck der Übung bestand darin ein besseres Gefühl für die Stellung zu trainieren und auch die Schnelligkeit und Muskulatur wurde hier trainiert.

 

Dann wurde Gyaku-Zuki geübt und man sprach hier von „Expansion“ in zwei Richtungen. Die hintere Ferse sollte dabei fest in den Boden gestemmt werden. Während des Partnertrainings sollte die Expansion geübt werden:

 

Beide Partner machten zur selben Zeit Gyaku-Zuki. Nach der zweiten Zählzeit macht der Angreifer auch wieder im Stand Gyaku-Zuki und der Verteiiger kontert mit Kiri-Kaeshi (Schrittwechsel), GedanBarei, OiZuki.

 

Die zweite Partnerübung hatte das Ziel den Gegner zu werfen. Der Angreifer hat Gyaku-Zuki zu den Rippen ausgeführt, während der Hikite-Arm den Partnerarm zurückzog. Man blieb hier in der Angriffslinie des Gegners stehen und sollte durch Zug des Armes und Drücken des GyakuZukiArmes auf die Rippen das Gleichgewicht brechen. Dann wurde das hintere Bein durch einen einfachen Schritt nach vorne weggefegt (überrant) weil dort kein Gewicht mehr drauflastete.

 

In der zweiten Trainingseinheit haben wir uns zu Beginn intensiv mit den Blocktechniken befasst:

 

– bei Age-Uke soll der Ellenbogen dicht am Körper vorbeischleifen und soll erst am Ende, also nach Aufnahme des Angriffs mit dem Handgelenk gedreht werden

 

– bei Soto-Uke soll die Kraft nach vorn und nicht nach unten oder zur Seite gehen und erst am Ende, also nach Aufnahme des Angriffs mit dem Handgelenk gedreht werden

 

– bei Gedan-Barai soll der Ellenbogen dicht am Körper sein und erst am Ende, also nach Aufnahme des Angriffs mit dem Handrücken soll ähnlich wie bei Uraken rausgedreht werden

 

Als nächstes wurde am Partner Sabaki (Körperdrehung) geübt wobei der Angreifer mit Oi-Zuki angreift und der Verteidiger im Shizentai stehenbleibt und lediglich Sabaki mit Ippon-Ken ausführt – so hat der Verteiger den Anreifer mit Zuki gestoppt.

 

Dann wurde Muchimi (Heito locker auf Brust, Rücken, inneren Oberschenkel) anstelle von Ippon-Ken ergänzt.

 

Dann wurde der Dreieckssprung aus der Kata Meikyo (hoch außen am Angreifer vorbeispringen) anstelle von Ippon-Ken ergänzt und während der Landephase sollte man die Schwerkraft nutzen um den Angreifer nach unten zu ziehen um ihn so zu Fall zu bringen.

 

Der Angeifer griff mit Oi-Zuki an und der Verteidiger hatte die Aufgabe mit Mae-Geri (wahlweise gedan oder chudan oder jodan) den Angreifer zu Stoppen. Das hat nur funktioniert wenn zunächst die Zehen, der Fuß und dann das Knie vom Trittbein direkt angezogen wurde weil man sonst zu spät am Ziel ankam und der Angreifer vorher schon getroffen hat – Keine Einleitungsbewegung, sondern sofort starten. Der zweite Keypoint für einen starken Mae-Geri ist die Ferse des Standbeins fest am Boden zu belassen. Das Standbein des Mae-Geri ist viel wichtiger als das Trittbein des Mae-Geris. Sensei Andrè bezeichnete das Standbein daher auch als „Powerleg / supporting leg / Kerileg“.

 

Der Angeifer griff bei der nächsten Variante wieder mit Oi-Zuki an und der Verteidiger hatte die Aufgabe mit Mawashi-Geri durch Sabaki den Angreifer zu Stoppen. Interessant, aber nicht neu war für mich, dass Einzelne schwerzhafte Erfahrungen mit dem MawashiGeri machen mussten weil sie irrtümlicher Weise mit dem Spann zutraten. Dies hatte zur Folge, dass der Spann auf die Hikite-Faust auftraf. Aus dieser schmerzhaften Bekanntschaft resultierte ein Lerneffekt sodass der Fuß und die Zehen während des MawashiGeris nun immer korrekt angezogen wurden.

 

 

Erste Trainingseinheit am Sonntag:

 

Zunächst haben wir als Erwämung etwas Kihon geübt, also Oi-Zuki, SanbonRenZuki, Kokutsu-Dachi-Shoto-Uke. Ganz wichtig bei Shoto Uke, dass man die Hikite-Hand zurückzieht und nicht zurückschlägt weil viele Leute auf Ihren eigenen Bauch schlagen. Zusätzlich unbedingt Wert darauf legen, dass die Hüfte eine gegenläufige Bewegung zum vorderen Arm macht und auch den Kopf deutlich in Bewegungsrichtigung eindrehen. Durch diese optimalere Körperspannung wird mehr Kraf erzielt.

 

Langsam Oi-Zuki in Zenkutsu-Dachi vorgehen, jedoch 4er Zählzeiten:

 

1. Beine zusammen und Schwerpunkt tief (Feder spannen)

2. Fußspitze gleitet ohne Schwerpunktverschiebung vor

3. Schwerpunkt und Fußspitze gleiten nach vorn

4. vorderes Knie, vordere Fuß, Fäuste und hinteres Knie und hinteres Bein beenden gemeinsam die Bewegung

 

Durch die Körperverschiebung 1 bis 3 und das Einrasten laut Punkt 4 hat man viel Druck und eine Top Kraftentfaltung erreicht.

 

Im Anschluss haben wir einige Übungen am Partner durchgeführt.

 

Der Angreifer hat Gyaku-Zuki ausgeführt und der Verteidiger hat daraufhin direkter geblockt und mit GyakuZuki gekontert und den Angreifer dann wegschubst. Wir haben das von der einen Turnhallenseite bis zur anderen Turnhallenseite praktiziert. Kraft, Ausdauer und Maee (Distanz) wurden hier geübt.

 

Partnertraining:

 

-Angreifer macht Oi-Zuki, Verteidiger macht Age-Uke-schnell + Gyaku-Zuki-Jodan-langsam (Genick nach hinten) + Age-Uke-schnell + Gyaku-Zuki-chudan-langsam + Age-Uke-schnell + Gyaku-Zuki-jodan-schnell zum Hals + Gyaku-Zuki-chudan-schnell zum Bauch

 

– Aus Shizentai einen Uraken mit gegenläufiger Hüfte abwechselnd zur Seite.

 

– Muchimi-Uraken mit in der Drehung geführten Hüfte (vorderer Fuß dreht auf der Ferse, hinterer auf dem Ballen, „Hineinschrauben“ in den Boden, kein Hikite, „sichere Technik“ je nach Distanz trifft Handrücken oder Ellenbogen) zunächst ohne und dann mit Partner aus Shizentai.

 

– Angreifer macht Oi-Zuki, Verteidiger aus ZenkutsuDachi Rausdrehen mit Sabaki + Weiterdrehen und Konter mit Muchimi-Uraken (mehrfach linke Arm rechte Arm in verschiedenen Höhen wie Kopf, Hals, Rücken, Beine…)

 

– Ushiro-Geri (nur eine Zählzeit ohne Unterbrechung, Reinschrauben wie bei Muchimi) am Partner wobei ein Partner nur das Ziel ist.

 

– Angreifer macht Kizami-Zuki, Verteidiger macht Kiri-Kaeshi (Auslagenwechsel), Kizami-Zuki (in den Gegner rein, vorgeres Bein Innenseite des Gegners) Arm blockieren und Werfen (indem man von innen das vordere Bein wegfegt fällt der Angreifer nach vorn auf die Nase). Dies ist einer der gefährlichsten Würfe.

 

Die Zweite und damit letzte Trainingseinheit haben wir wiede rmit Kihon begonnen.

 

Aus Zenkutsu-Dachi haben wir Tate Shuto-Uke und Gyaku-Zuki abwechselnd durchgeführt und dann wieder Tate Shuto-Uke, Gyaku-Zuki gefolgt von Muchimi-Uraken (links uns rechts eindrehen).

 

Während der Partnerübung hat der Angreifer einen Schritt vor OiZuki gemacht und Verteidiger hat sich mit Tai-Sabaki rausgedreht, also wenn das linke Bein vorne steht mit linke Bein über die linke Schulter weiter abdrehen (anfangs zur Erleichterung in 3 Schritten geübt). Nachdem der Verteidiger fertig war hat der Angreifer Mawate gemacht und den nächsten Angriff gestartet.

 

Bei der nächsten Partnerübung hat der Angreifer langsam mit Mae-Geri angegriffen während der Verteidiger mit einem Schritt nach vorne unter dem Mae-Geri durchgetaucht ist.

 

Die letzte Partnerübung bestand darin, dass man für Ashi-Barai ein besseres Gefühl für Timing erlernen sollte. Der Angreifer hat einen Schritt nach vorne mit Mae-Geri gemacht und der Verteidiger den Schwerpunkt etwas zurückgezogen, mit dem vorderen Bein Ashi Barei ausgeführt und den OiZuki auf den Angreifer abgesetzt.

 

Zuletzt erlernten wir die Kata „Seiryu“. Sie zählt zu den alternativen Shotokan-Kata. Sensei Andrè Bertel hat sie durch Sensei Asai erlernt. Die stärkere Nutzung der Bänder, Sehnen und Gelenke verbunden mit einer Entspannung der Muskulatur ist der besondere Charakter. Der Körper soll dabei Schnapptechniken nach dem Prinzip einer mehrgliedrigen Peitsche erzeugen. Zu den Haupttechniken zählen die Schlagtechniken ShutoUchi und HaitoUchi, die mehrfach in Kombinationen ausgeführt werden.

 

Resume:

 

Ich habe eindrucksvoll erfahren was „Budo-Karate bei Andrè Bertel“ ist und wie sich das anfühlt. Jeder Braun und Schwarzgurt der hart, effektiv und realistisch Shotokan trainieren möchte empfehle ich „Budo-Karate bei Andrè Bertel“. Hier wird High-Level-Karate praktiziert und man erfährt den Unterschied zwischen Budo-Karate und Sport-Karate. Ich war persönlich berührt von Andrè seiner Ausstrahlung und seinem Spirit vor nach und während des Trainings. Karate ist Andrè sein Lebensweg. Man merkt das daran, dass er sich nach jeder zweistündigen Trainingseinheit beinahe zwei Stunden Zeit nimmt für Fotos, Signaturen und Erklärungen. Das war sehr persönlich und lehrreich für alle die nach dem Training noch Fragen hatten.

Für Fotos bitte hier klicken.

OSS und Danke Andrè

 

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