Trainingsbericht Instructor-Camp der AJKA-I mit Sensei Safar und Otis

Das internationale Instructor-Camp der AJKA-I fand dieses Jahr vom 29.6. bis 3.7.2016 in Zalakaros statt und wurde durch Sensei Safar 9. DAN und Sensei Otis 8. DAN geleitet. Es war ein sehr schöner Karate-Lehrgang mit einem großen Teilnehmerfeld von ca. 60 Leuten. Sensei Safar betont immer wieder, dass „wir eine große Familie“ sind.
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Am 29.6.16 war der erste Tag in Zalakaros. Nachdem wir uns alle registriert hatten begann das Training mit etwas Theorie. Tsuki waza. Wie man die Faust fest schließt um sich beim Fauststoß nicht zu verletzen und welche Zuki Arten es gibt. Gyaku Zuki ist beispielsweise ein Gegenschlag, also eine Kontertechnik. Trotzdem nutzt man ihn in Kumite neben der Funktion als Kontertechnik auch gerne als Angriffstechnik weil er sehr stark ist.
Jetzt erfolgte noch die Begrüßung der Gäste aus Ungarn, Deutschland, Schweiz, Tschechien, Philadelphia, Indien, USA und Neuseeland.

 

Nach der Erwärmung haben wir das korrekte Schließen der Faust trainiert. Im Anschluss haben wir einige kombinationen für Fauststöße trainiert:
– aus Kiba Dachi Chokui Zuki
– aus Kiba Dachi Kage Zuki
– aus Zenkutsu Dachi Kizami Gyaku Zuki
– vorgehen Zenkutsu Dachi mit Oi Zuki Gyaku Zuki
– vorgehen Zenkutsu Dachi mit Oi Zuki Gyaku Mawashi Zuki
– vorgehen Zenkutsu Dachi mit Mawashi Zuki und Gyaku Zuki
– vorgehen aus Yoi in Zenkutsu Dachi mit Yama Zuki wie in Basai Dai

 

Zum Abschluss haben wir noch einige male Jion geübt wobei auf das korrekte Yoi zu achten ist und auch das der Kakiwakeuke unverändert bleibt und nicht während des Mae Geri seitlich oder rückwärts verschoben wird.

 

Am 30.6.16 war Geri Waza das Thema in der Theorie. Dabei ist wichtig dass man genausoviel Fuß Techniken wie Hand Techniken übt. Beintechniken sind stärker und haben eine größere Reichweite und einen besseren Wirkungsgrad. 1000 Zuki sind wie 1 Zuki bzw. 1 Zuki sind wie 1000 Zuki und daher müssen Fußtechniken genauso intensiv geübt werden wie die Handtechniken – also 50:50.

 

Die Vormittagseinheit wurde durch Sensei Othis geleitet und war sehr anstrengend.

Aus Zenkutsu Dachi mit hintere Bein Mae Geri treten und hinten absetzen und dann mit selben Bein treten und vorne absetzen.

Mit Partner: beide Partner stehen sich tief Zenkutsu Dachi gegenüber und einer führt Mae Geri aus wobei dieser vom anderen Partner am Bauch gehalten wird. Wichtig ist dabei dass man relaxt ist, hauptsächlich Schwerpunkt und Schultern und Kopf gerade hält. Wird dürfen nicht verkrampfen…dann kommen die Schultern hoch… Man spürt dabei, dass man mehr Druck auf das Trittbein bekommt indem man sich in einer tiefen und relaxten und geraden Position befindet. Also nicht das Kinn nach vorne abkippen – das ist sehr gefährlich….aber auch nicht nach hinten mit dem Schwerpunkt weil sonst die Kraft verloren geht.

 

Zweite Partnerübung: einer steht Yoi und der andere Partner steht in Zenkutsu Dachi und greift mit Zenkutsu Dachi schritt vor Oi Zuki an während der Yoi Partner Mae Geri tritt um den Angreifer zu stoppen. Dann hinten absetzten und Schritt vor Mae Geri wie in Kihon geübt, während der andere Schritt zurück macht und mit vorderen Bein Mae Ashi Geri Giaku Zuki ausführt.

 

Am Nachmittag hat Sensei Safar beim Thema Zuki Waza weitergemacht:

 

– Aus Kiba Dachi Chokui Zuki
– Dann aus Zenkutsu Dachi Giaku Zuki immer 90 Grad zur Seite rotieren
– im Anschluss erfolgte die Anwendung am Partner wobei 2 Partner jeweils eine Folie hielten und 1 Partner mit Gyaku Zuki gegen die Folie schlägt
– dann wurde die Übung auf 4 Partner erweitert wobei 1 Partner gegen 3 Folien Gyaku Zuki schlagen sollte und wichtig war, dass man immer 90 Grad zur Seite rotiert und das vordere Standbein stabil stehen bleibt um immer den korrekten Abstand und gute Geschwindigkeit erzielt werden können
– Dann wieder mit 4 Partnern ohne Folien wobei die Angreifer einzeln angreifen mit Oi Zuki und der Verteidiger selbiges wie zuvor macht, jedoch Kizami Zuki Oi Zuki immer 45 Grad zum Partner ausführt hierbei durfte nicht geblockt werden
– nur wenn man vor dem Partner steht weil man zu wenig rotierte musste man zwangsläufig blocken und kontern, also um die Übung Kizami Zuki Gyaku Zuki korrekt auszuführen musste der Verteidiger wirklich darauf achten, dass er 45 Grad zum Angreifer rotiert um nicht in seine gefährliche Reichweite zu gelangen.

 

Am Vormittag des 1. Juli wurde Keri Waza bei Sensei Othis fortgesetzt.

 

Mae Geri ist für Abstand und für Reaktion wichtig. Das Training wurde so ähnlich wie am Vortag auf einem höheren Niveau ausgeführt.

 

Am Nachmittag haben wir die Kata Heian Shodan, Jion und Basai Dai mehrfach geübt.

 

Das letzte Training fand am 2. Juli statt wobei Sensei Othis intensiv Kata üben ließ.

 

Jede Kata hat Ihren eigenen Rhythmus und ihr eigenes Timing. Der besondere Charakter muss vor allem bei Shorin- und Shorei Kata optimal zum Ausdruck kommen. Aber es ist auch wichtig dass man bei den 2 Shorin Kata Basai Dai und Kanku Dai auch zwei unterschiedliche Rhythmen berücksichtigt. In Basai Dai soll man sich das Erobern und Stürmen einer Festung vorstellen, also zu Begin der Kata Vorstürmen und wieder zurück und Vorstürmen und wieder zurück und vor und zurück als ob man immerwieder Schwung holen würde um mittels Techniken die Festung zu stürmen. Bei KankuDai ist beispielsweise „Angriff“ das Thema also immer wieder ohne Schwung zu holen direkte/geradlinige Angriffe nach vorne durchzuführen „vor ….vor…..vor“ und keine kreisförmigen Bewegungen.

 

Der zweite Teil des Abschlußtrainings bestand daraus, dass die Gruppe in 6 Teilgruppen aufgeteilt wurde wobei jede durch einen Seniorinstruktor geleitet wurde. In jeder Gruppe wurde eine Kata mehrfach geübt die man sich vorher aussuchen durfte: Jion/BasaiDai/NiJuChiho/Hangetsu/Sochin. Ich habe mich für die Gruppe Gankaku entschieden. Sie hat hohe Ansprüche an die Balance wobei nicht nur wichtig ist, dass man das Gleichgewicht ohne zu wackeln aufrecht erhält. Der Schwerpunkt wird nach vorn/zurück und auch hoch/runter verschoben. Bereits zu Begin der Gankaku Kata muss man darauf achten, dass man den Schwerpunkt tief absenkt bevor man sich nach hinten Kukutsu Dachi bewegt. Hier war bei der Ausführung zu beachten, dass man den Begin der Kata bezüglich des Schwerpunktabsenkens wie in HeianShodan vollzieht, also Absenken des Schwerpunks. Weiterhin wurde darauf hingewiesen dass bei dieser Kata die Grundtechniken vorausgesetzt werden. Dies ist zwar bekannt, aber die perfekte Ausführung des Yoko Geri und des seitlichen Oi Zukis aus der Kiba Dachi Stellung wurde kritisiert. Bei Yoko Geri muss der Schwerpunkt bzw. das Körpergewicht durch entsprechenden Hüfteinsatz auf den Gegner geworfen werden und man darf während der Technik nicht mit dem Schwerpunkt hochkommen oder diesen nach hinten oder seitlich verlagern. Häufig ist der Oberkörper schief während Fußtritten und daher ist Kihon auch so wichtig, dass man die Techniken korrekt ausführt weil man in Kata nicht Zeit damit vergeuden soll die Yoko Geri Technik zu erlernen. Das Kennen und Können der in einer Kata vorkommenden Karatetechniken sind die wichtigsten Vorraussetzungen um eine Kata neu zu erlernen oder seine Kata auch entsprechend zu verbessern. Hintergrund ist dabei, dass es schon schwer genug ist die Abfolge/Wendungen und den richtigen Rhythmus/Ausdruck in einer Kata durchzuführen und daher ist die perfekte Ausführung der einzelnen Techniken die Grundlage/Voraussetzung für eine Kata….ähnlich wie man beim Haus erstmal das Fundament und die Werkstoffe benötigt um ein Haus darauf aufbauen zu können.

 

Zum Abschluß wurden 100 Kombinationen in einer Art Drill geübt. Um die erschöpften Leute besser zu motiveren wurde nochmal davon gesprochen dass dies das letzte Training sei. Also nahmen alle die Kiba Dachi Position ein:

 

1. eindrehen nach links in Zenkutsu Dachi mit Gyaku Zuki
2. rechtes hinteres Bein MaeGeri und Absetzen in Kiba Dachi RenZuki
3. eindrehen nach rechts in Zenkutsu Dachi mit Gyaku Zuki
4. linkes hinteres Bein MaeGeri und Absetzen in Kiba Dachi RenZuki
5. eindrehen nach links in Zenkutsu Dachi mit Gyaku Zuki

 

Nach dem Training sollten noch Gürtelprüfungen und ein Wettkampf „Europa gegen Amerika“ stattfinden, jedoch habe ich mich dann auf den Heimweg gemacht.

 

Das wichtigste was ich für mich mitnehmen konnte:

 

I. Beim Training darf man die Leute nicht mit Techniken beschäftigen die zu schwer oder zu komliziert sind. Ein gutes Karatetraining ist durch gewisse Trainingsgrundlagen gekennzeichnet die man intensiv mehrfach wiederholen soll um sie zu perfektionieren. Also lieber etwas mehr Qualität (ordentliche Ausführung einfacherere Techniken) als zu komplizierte Techniken bringt wesentlich mehr Trainingserfolg. Daraus resultierend kann man bessere Fortschritte beispielsweise in Gürtelprüfungen erreichen. Wichtig ist auch dass man Fausttechniken und Fußtechniken im Anteil 50:50 ausgewogen im Training übt. Häufig lernt man schon neue Techniken und hat alte bekannte Techniken noch nicht perfektioniert. Des weiteren wurde erinnert, dass Kata die „Essenz des Karate“ ist und dahingehend intensiver geübt werden muss. Lieber die Trainingsgrundlagen, also die Heian-Katas perfektionieren als diverse zu hohe Kata wie z.B. Unsu…Goshushiudai….

 

II. Der Kopf, die Schultern sowie der Oberkörper müssen bei jeder Karatetechnik in Kihon/Kata/Kumite immer aufrecht gehalten werden. Auch wenn einige Techniken schwer auszuführend sind und die Erschöpfung nach unzähligen Wiederholungen in einer 30 Grad warmen Turnhalle auftritt darf man diesen wichtigen Punkt „Selbstkontrolle“ niemals vernachlässigen egal wie schnell/stark/langsam die Technik durchgeführt werden.

 

III. Disziplin ist ein wichtiger Punkt der im Fortgeschritten Training manchmal vernachlässigt wird. Das darf nicht passieren weil Schwarzgurte als gutes Vorbild die Dojoherkunft bei internationalen Lehrgängen repräsentieren.

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